Tunesientour Frühjahr 2010

 

Eigentlich hatte das sahara-team für diese Frühjahrstour eine „Bergtour" ausgeschrieben auf einsamen und spannenden Naturpisten.

Der Wunsch nach mehr Sand war dann aber so laut, dass Regula das Programm kurzerhand umstellte. Nun hiess es: Sonne, Sand, Dünen, Palmen, Nächte unter funkelndem Sternenhimmel, Badevergnügen im warmen Quellwasser, Sandrosen suchen, Nostalgie-Zugfahrt. Das tönte vielversprechend und der Programmwechsel kam mir - als eingefleischter Wüstensohn - sehr entgegen. Die Berge und die Gebirgssträsschen in Tunesien sind zwar wunderschön, aber nicht unbedingt Medizin für Mensch und Fahrzeug. Und schliesslich haben wir in der Schweiz Berge genug, nur der Sand fehlt uns. Ich war also sofort Feuer und Flamme und konnte kaum mehr warten, bis es endlich losging.

Schon die Anfahrt nach Genua verläuft völlig relaxt und ohne Zeitdruck. Erster Treffpunkt ist in der Raststätte Coldrerio. Nach einem ausgiebigen "Znüni" fahren wir gemütlich und mit Zwischenhalt bis kurz vor Genua, wo wir im „Grill" in Giovi mit dem Rest der Truppe zusammentreffen. Nach einem feinen Mittagessen legen wir den Weg bis zum Hafen im Konvoi zurück, wo wir wie vorgesehen um 14.00 Uhr (resp. 14.05 Uhr) eintreffen. Dort herrscht wegen einer Rallye reger Betrieb und die Parkplätze sind, wohl schon tags zuvor, grosszügig zum Campieren überstellt worden. Ein riesiges Chaos.

Das ist für uns aber weiter nicht schlimm, hat doch Regula alles bestens organisiert und in die Wege geleitet. Während sie herumspringt, versüsst uns ein kühles Grosses die Zeit. Dann schlendern wir zwischen den wartenden Fahrzeugen hindurch und amüsieren uns, was da so alles mit in die Wüste geschleppt wird. Dann endlich können wir in den Bauch der Carthage einfahren.

Wie vereinbart treffen wir uns dann auf Deck 8 an der (Café-)Bar wieder. Die Ueberfahrt nach Tunis verläuft dank spiegelglatter See ganz angenehm. Wir fühlen uns wie auf einer Kreuzfahrt, wozu natürlich auch das Essen (samt Tischwein), gemütliches Rumsitzen und viel Schlaf in den 1. Klass-Kabinen wesentlich dazu beitragen.

Eine weitere Annehmlichkeit ist - wenigstens für uns - die Erledigung der Einreiseformalitäten. Dank Regulas perfekter Vorbereitung der verschiedenen notwendigen Unterlagen, müssen wir nicht jeder einzeln stundenlang mit den Papieren in der wartenden Kolonne anstehen. Regula erledigt dies innerhalb weniger Minuten beim Chef persönlich. Nochmals ein herzliches Dankeschön.

 

Richtung Süden

Die „Landung" in La Goulette dauert dann etwas länger als üblich, da der grosse Rallye-Tross (wieder die!) anscheinend aus vielen unerfahrenen Reisenden besteht, welche  alles verstellen - der eine hat dies nicht, der andere das und die Fahrzeuge stehen verlassen da und versperren den Weg! Hoffentlich kommen die uns unterwegs nicht in die Quere.

Trotzdem können wir wohlgelaunt und voller Tatendrang um 16.30 Uhr über das kunstvoll geschwungene Viadukt in Richtung Süden losfahren. Vereinbart ist, die Autobahn bei Enfida, dem nächsten Treffpunkt mit "Pipihalt", zu verlassen. Alles funktioniert wie am Schnürchen. Da es vorher aber offenbar geregnet hat und das Wetter etwas bedeckt und windig ist, hat keiner so richtig Lust nach Camping am Meeresstrand. Gemeinsam beschliessen wir, eher im Landesinnern an geschützter Stelle zu übernachten. Regula hat die zündende Idee, bei Enfida eine andere, etwas abgelegenere Strecke zu fahren, wo es viele schöne Möglichkeiten gibt, wo man die Nacht ungestört verbringen kann.

Der nächste Tag beginnt wieder prächtig. Heute bin ich als erster aus den Federn. Mit dem Fotoapparat bewaffnet gehe ich auf Wanderschaft. Das ist die schönste Tageszeit. Alles schläft noch. In der schlafenden Morgenstimmung gibt es viele schöne Sachen zu entdecken und etwas Bewegung wärmt die steifen Glieder. Ganz eindrücklich ist der Aufgang der riesigen feuerroten Kugel - ganz hinten am Ende der kargen Landschaft. Einmalig schön. Leider steigt sie viel zu rasch hinauf in den blauen Himmel. Ein neuer, schöner Tag ist geboren.

Nach dem ausgiebigen Frühstück in der warmen Morgensonne, starten wir in Richtung Douz.

Genüsslich fahren wir das sich um Felder und Dörfchen schlängelnde schmale Teersträsschen südwärts. Wir haben keine Eile und geniessen die wunderschöne Landschaft, wobei uns auffällt, dass sämtliche Flecken Erde landwirtschaftlich genutzt werden und vielerorts Korn angesät worden ist. Viele Kinder sind zu Fuss unterwegs in die Schule. Sonst läuft noch nicht viel.


In Bir Hafey legen wir eine längere Rast ein. Hier können wir neben Tee oder Kaffee trinken auch frisches Gemüse und Baguettes einkaufen. 2 Burschen gesellen sich zu uns und fragen uns aus über die Schweiz. Später wollen sie auch einmal in die Schweiz kommen um zu arbeiten!


Pünktlich um 12.00 Uhr entdeckt Isi nicht weit von der Strasse weg ein ebenes Plätzchen am Fusse eines Hügels - ideal für die Mittagsrast. Da die Sonne senkrecht über uns steht,  ziehen wir es vor, unsere Siesta im Schatten der Fahrzeuge abzuhalten und dort auch ein kleines Nickerchen zu machen.


Auf Wunsch von Heiner ist eine Fahrt mit dem Lézard Rouge geplant. Die spannende Fahrt mit dem Nostalgiezug in die Seldjaschlucht kann dann aber leider nicht durchgeführt werden, da vor kurzer Zeit die Staumauer des weiter oben liegenden Stausees gebrochen ist, und die Wassermassen das Trassee beschädigt haben. Schade, ich hatte mich sehr auf diese romantische Fahrt gefreut.

Auf der schnurgeraden, frisch geteerten Strasse fahren wir über den Chott el Djerid. Die riesige lebensfeindliche Salzfläche fasziniert uns und das salzige Wasser ist ganz weich und hinterlässt einen weissen Film auf unserer Haut. Im Norden ist in zarten Farbtönen das Gebirge zu erkennen und im Süden verschmelzen Himmel und Salzfläche miteinander Ton in Ton.

Bei den Souvenirhändlern fallen uns die Comfort-WC-Anlagen ganz auf. Es will dann aber doch niemand davon Gebrauch machen.

 

 

 

Douz

Frühzeitig kommen wir in Douz an. Wir machen es uns auf dem Campingplatz im Schatten der Dattelpalmen gemütlich und lauschen den Stimmen diverser Esel, Hunde, Hühner und sonstigem Getier.

Ab und zu braust ein Moped oder tuckert ein rostiger Diesel-Peugeot vorbei. Etwas überlaut ruft plötzlich der Muezzin zum Gebet. Das stört weiter niemanden und alles geht wie gewohnt weiter.


Louis und Käthy haben heute alle ins Restaurant zum Nachtessen eingeladen. Ich kann leider nicht daran teilnehmen, da es meinem Magen heute nicht so gut geht und so lege ich mich etwas hin.

Essen und Trinken sollen aber wunderbar gewesen sein - habe ich dann vernommen.

In der Zwischenzeit füttert Sabrina die herzigen Kätzchen.

 

 

Sandrosen

Am nächsten Tag geht's auf Wunsch von Heiner zu einem Sandrosenfeld. Eigentlich wollte er mit Uschi Sandrosen suchen, Uschi hat sich aber kurz vor Abreise einen Bänderriss zugezogen und konnte nicht mitfahren.

Bereits um 0730 Uhr (tun. Zeit) fahren wir frisch gestärkt los. Gemäss Heiners Koordinaten ist es nicht weit und bereits hinter El Faouar biegen wir auf ein kleines Pistchen ab. Es besteht lediglich aus zwei „Gleisen" und ist in bestem Zustand: topfeben, ohne Wellblech und Schlaglöcher. Es schlängelt sich zwischen hellen Dünchen hindurch südwärts. Der Untergrund ist salzig, wir fahren über diverse kleine Chotts.

Ab und zu hat es ein wenig Sand eingeweht. Hier können Nicole und Sabrina bereits etwas Sand schnuppern. Sie haben den Plausch. Wir kommen zügig voran, bis dann der Boden plötzlich feucht wird. Wir halten an und „untersuchen" das Gelände. Es scheint, dass hier das Wasser unmittelbar unter der salzhaltigen Oberfläche ist und so beschliessen wir gemeinsam umzukehren. Das Risiko einzusinken ist zu gross.

Kurz vorher sind wir an einem tiefen Loch vorbeigefahren, wo offenbar einmal ein Fahrzeug neben der Piste „abgesoffen" ist. Das wollen wir uns und unseren Fahrzeugen ersparen. Wir suchen dann trotzdem nach Sandrosen und werden tatsächlich fündig. Allerdings hat es nur ganz kleine Exemplare, die sind aber auch wunderschön und beliebte Mitbringsel für die daheim Gebliebenen.

Wieder auf (sicherem) Teer angelangt gesellt sich bei einem kurzen Foto-Halt ein Isuzu Pickup zu uns. Der Fahrer steigt aus. Stolz präsentiert er uns sein kleines Töchterchen und die Fahrzeugladung: eine riesige Sandrose. Er will sie uns zum Kauf anbieten (!). Da wir lachend ablehnen (wo sollten wir diese auch unterbringen?), schenkt er uns einige kleinere (faustgrosse) Exemplare. Regula schiebt ihm zum Dank ein Päckchen Zigaretten rüber, die sie für solche Fälle immer mit dabei hat.

In El Faouar lädt Regula alle zu einem Drink ins gleichnamige Hotel ein. Wir geniessen den Aufenthalt in der schönen, grossräumigen und gekühlten Hotelhalle. Mit dem Fotoapparat schleiche ich durch den Garten. Er ist voll herrlicher Blumen.

In der Nähe von Es Sabria gibt's einen Abstecher durch die Palmen-Gärten und hinaus zu den Ruinen eines „Fort", welches vor einigen Jahren zu Filmzwecken errichtet worden ist. Es steckt voll interessanter Foto-Sujets.

Ganz in der Nähe geniessen wir anschliessend ein ausgiebiges Pick-Nick. Für Isabelle ergibt sich die Möglichkeit für einen kurzen Ausritt, während wir unser Nickerchen unter Schatten spendenden Tamarisken abhalten... bis uns Regulas Natel aus den Träumen holt. Chrigi 2 erkundigt sich, wann wir endlich zurück kommen, sie möchten losfahren, sie möchten in den Sand. Es ist nicht mehr weit bis Douz und so bricht kurze Zeit später die wieder vereinte Gruppe in Richtung Dünen auf.

 

 

 

 

 

Fahrt zum Huaret Richet

Südlich von Douz schwenken wir nach Süden ab. Nach kurzer Zeit geht die Teerstrasse in eine breite Piste über. Einige lassen bereits hier etwas Luft aus den Reifen, denn auf sandigem Untergrund braucht man nicht so harte Pneus wie auf der Teerstrasse. Dann "gleiten" wir über die tadellose Piste. Es staubt aber heftig und wir müssen langsam fahren.

Für die 150 km lange Fahrt haben wir 4 Tage eingeplant. 4 Tage ohne Natel, ohne Radio, ohne Fernsehen, ohne Zeitung. Einfach nur wir. Wir, ein Grüppchen von begeisterten Wüstenfans. Wir freuen uns auf die Weite, die Stille, den tiefblauen Himmel und den rot-gelben Sand, den Nachthimmel mit Millionen von Sternen...

Wir schwenken auf ein kleines Nebenpistchen ein, welches sich in sehr gutem Zustand befindet und fahren gemächlich in Richtung Jebil durch eine wunderbare Wüstenlandschaft mit kleinen Dünen, vielen Büschen und ab und zu mit weidenden Kamelen. Am liebsten halten sich die Kamele aber auf der Piste auf... und schauen uns dann ganz verwundert an, als wollten sie fragen: Was macht denn ihr da!

Die Nacht wollen wir im Sand verbringen. Als wir in etwas sandigere Gefilde abbiegen, lassen wir nochmals etwas Luft aus den Reifen. Dann meldet André plötzlich über Funk: „Sch...e, meine Kupplung ist kaputt, ich kann nicht mehr fahren". Alle begeben sich zu ihm hin. Rasch stellt sich heraus, dass nichts kaputt ist. Im Service hat man vergessen eine Schraube anzuziehen und so fehlt lediglich etwas Dot-4-Flüssigkeit. Als er den Mangel behoben hat, ist sein Ländi wieder startklar. Doch wir haben unterdessen bereits miteinander vereinbart, dass wir die Nacht hier verbringen. Es ist so herrlich schön da. Heute gibt es Aelplermakaronen. Hmmh!. Bis es soweit ist, haben wir genügend Zeit zum Relaxen, Schwatzen, Herumhängen. Ich richte meinen Stuhl in Richtung Sonne aus, lagere die Beine hoch und schlürfe, während ich der untergehenden Sonne zugucke,  ein wohlverdientes Kühles. Einfach genial. So geniesst man(n) Ferien...
Nach dem Essen bleiben wir sitzen, bis der Mond hoch oben am Himmel steht. Eine schöne und warme Nacht. Ich freue mich auf's Bett und verziehe mich bald.

In der Nacht verwache ich, weil es mir ins Gesicht regnet. Ich schliesse die Fenster und ziehe die Hecktüre etwas zu, damit wir nicht nass werden. Noch immer ist es angenehm warm.

Bei Sonnenaufgang ist von Regen weit und breit keine Spur mehr. Sabrina macht heisses Wasser über dem Feuer und Regula toastet Brot auf dem Grill. Nach dem herrlichen Frühstück an der warmen Morgensonne und nachdem die Abfälle verbrannt sind, geht's weiter.

Der noch feuchte Sand trägt wunderbar und viel zu rasch erreichen wir die Piste in der Nähe des Café Bibane. Ein kurzes Stück fahren wir auf der Südumfahrungspiste. Dann biegen wir ab und fahren weiter durch die topfebene Landschaft Richtung Gour Mida. In dem kleinen Dünengürtel davor hat es doch einige Dünchen, die für die „Neulinge" nicht ganz einfach zu bewältigen sind. Wir haben aber genügend Zeit und warten geduldig, bis die Fahrzeuge wieder aufgeschlossen haben.

Mittagsrast halten wir irgendwo in den wunderschönen Dünen ab. Auf einem flotten Pistchen fahren wir danach weiter zum Gour Mida mit schöner Aussicht und wenig später sind wir beim gleichnamigen Brunnen. Es hat genügend Wasser, die Qualität ist aber nicht überzeugend und da wir kein Wasser benötigen, lassen wir es bleiben. Leider halten sich zur Zeit keine Nomaden hier auf. Vermutlich sind sie mit ihren Tieren in andere Weidegründe gezogen. Wir entschliessen uns, noch ein wenig in die Dünen hineinzufahren, um die Nacht dort zu verbringen.

Wieder haben wir ein„sauschönes Plätzchen" für die Nacht. Es ist erst 16.00 Uhr. Was nun kommt, das könnt ihr sicher erraten. Genau. Relaxen, Sonne geniessen, den Körper mit Flüssigkeit versorgen, Fachsimpeln... bis dann Käthy zum Nachtessen einlädt. Es gibt ein köstliches Reisgericht. Noch lange sitzen wir danach ums Lagerfeuer und erfreuen uns neben guten Gesprächen vor allem an der untergehenden Sonne in Erwartung des aufgehenden Mondes. Heute ist Vollmond!

Die Sonne treibt alle frühzeitig aus den Federn und wir fahren um 09.10 Uhr los. Auf den nächsten 2 Kilometern haben wir keine Piste und das ist für Nicole und Sabrina eine echte Herausforderung. Doch wenn sie mal hängen bleiben, dann sind sofort einige Helfer zur Stelle. Ich halte das Geschehen mit dem Fotoapparat fest. Louis springt derweil mit seinem „Moped" von Düne zu Düne und geniesst so die freie Zeit. Heute darf Jöle (17) mit dem grossen Cruiser fahren und Flo (noch nicht ganz 17) lenkt den Ländi von Chrigi 2. Die beiden Jungs - ohne jegliche Vorkenntnisse - machen das ganz souverän. Genüsslich kurven wir auf oder um die Dünen herum bis zur nächsten Zwangspause. So ist es für  f a s t  alle ein Genuss und wir haben immer wieder Zeit, auszusteigen und die Wüste zu geniessen. Isi und Regi fahren abwechslungsweise mit dem 300er. Es macht ihnen offensichtlich viel Spass. Ganz ohne Hektik tummeln wir uns in dem riesigen Sandkasten und ich liebe es, zwischendurch barfuss durch den warmen Sand zu gehen, was ich ausgiebig mache. Bald darauf gelangen wir auf ein Pistchen, welches sich elegant zwischen den Dünen hindurch schlängelt. In den langen Dünentälern kommen wir flott vorwärts. Nach 40 km (Tagesleistung) halten wir an. Die Sonne steht zwar noch hoch am Himmel, aber es ist halt einfach soooooo schön hier und zum See sind es nur noch 9 km. Das machen wir dann morgen.
Nicole und Sabrina servieren uns ein feines Nachtessen. Chrigi schläft bereits, als die zwei Wüstenfüchsinnen im Scheine des hell leuchtenden, immer noch beinahe vollen Mondes, den Abwasch erledigen.

Nach dem Frühstück wollen wir so rasch wie möglich zum See. Das warme Wetter schreit förmlich nach einem warmen Schwefelbad. Dann, 1 km vor dem sehnlichst erwarteten Nass, erreicht uns die Meldung, dass Heiners Ländi einen Defekt hat. Michi, Peter, Isi und ich sind bereits im nächsten Tal. Wir warten also. Eine Stunde, zwei Stunden. Ich nutze die freie Zeit und gehe zu Fuss in der grossen Ebene umher, finde verschiedene kleine Blümchen, Käfer, Ameisen und viele, ganz unterschiedliche Spuren. Dann lege ich mich in den warmen Sand und träume vor mich hin. Regula ist zu Fuss zu Heiner zurückgekehrt, welcher in ein kurzes Sandloch gefahren ist. Anscheinend ist am vorderen Differential oder an der Sperre etwas kaputt. Da ich nicht dabei gewesen bin, gibt's auch keine Fotos davon. Dann lässt Heiner deftig Luft aus den Reifen und so gelangt der Ländi mit Hinterradantrieb doch noch an den See. Ich habe meine Badehose schon vorher angezogen und so bin ich als erster im mehr als körperwarmen Wasser. Unbeschreiblich herrlich!

Ausgiebig geniessen wir das warme Nass, waschen Körper, Haare und Kleider, geniessen die warme Sonne. Um 16.00 Uhr treten wir den Rückweg an. Wir fädeln in das lange Tal ein, welches auf dem schnellsten sprich einfachsten Weg zum Dekanis el Kebir führt. Bereits nach 8 km richten wir aber unser Nachtlager ein. Wir haben keine Eile. Heute haben wir lediglich 17 km zurückgelegt. Bis Ksar Ghillane sind es noch 120 km. Das könnten wir locker in einem halben Tag erledigen. Wir lassen uns dafür aber ganze drei Tage Zeit. Da im Süden ist es so herrlich schön, da wollen wir bleiben, da gefällt es uns. Unten der gelbe Sand, oben der blaue Himmel. Was willst du mehr. Reni und André kochen Chili con Carne. Es mundet köstlich.

Am andern morgen bauen Michi und Heiner die Kardanwelle am kaputten Ländi aus, während André und Peter die Mitnehmer-Sterne demontieren. Dann dichtet Heiner die ganze Geschichte mit gelbem Plastik ab, damit kein Sand in die Mechanik gelangt. Die übrigen sitzen auf einer Düne und schauen interessiert zu. Aber mehr als drei Personen können nicht unter dem Auto arbeiten.

Uebrigens: Ich glaube bemerkt zu haben, dass Heiner dann ganz Stolz auf seine gelben Felgen war... (Siehe Fotos)

Per Satellitentelefon muss Heiner natürlich seine daheimgebliebene Gattin stets auf dem Laufenden halten.

Auf der Weiterfahrt zum grossen Dekanis legt Heiner grosse Strecken zu Fuss zurück, um den besten Weg für sein havariertes Vehikel zu suchen, um ja nicht stecken zu bleiben.

Als hätte er es heute nicht schon anstrengend genug gehabt, steht Heiner abends auch noch auf der Küchendienstliste. Polenta will er für uns zubereiten. Regula lässt sich einmal mehr erweichen und greift dem arg Gebeutelten unter die Arme.
Der Abend heute ist einmal mehr angenehm warm und wir hocken noch lange ums  Feuer.

Der nächste Tag bringt uns in genüsslichem Tempo 25 km weit zum Bir Mida. Mittagsrast machen wir übrigens am Fusse des Gour el Kleb. Das Thermometer zeigt über 30 Grad. Glücklicherweise weht ein kühlendes Lüftchen.
Nachtplatz ist in den letzten Dünen kurz vor dem Brunnen. Michi kümmert sich um das Lagerfeuer und ein Sandfisch bringt sich noch schnell vor der Hitze des Feuers in Sicherheit

Am nächsten Morgen schleicht Käthy im Pyjama umher. Sie verfolgt Schlangen- und Skorpionspuren - und die führen mitten durch unser Camp! Sie hat vor lauter Spurensuche sicher den tollen Sonnenaufgang neben dem Gour Mida verpasst.

Wir finden dann einen kleinen Skorpion unter Isi's Zelt und bei der Abfahrt kommt unter Peter's Auto noch eine Sandviper zum Vorschein. Aber keine Angst. So schnell beisst die Sandviper nicht. Im Gegenteil. Sie ist sehr scheu und verzieht sich lieber. Mit ihrem Gift geht sie ganz sparsam um. Sollte es einmal zu einem Verteidigungs-Angriff kommen, so setzt sie meistens gar kein Gift ein. Sie weiss, dass der Mensch keine Beute für sie ist und so bewahrt sie ihr Gift lieber für den Beutefang auf. Denn ohne Gift keine Mahlzeit. Und die Gelegenheiten eine Maus oder Echse, Käfer etc. zu erwischen sind doch sehr gering.

Louis nutzt das flache Gelände um mit seinem Moped etwas Staub aufzuwirbeln, dann flitzt er auf dem schnellen Pistchen davon.

Noch einmal haben wir einen schmalen Dünengürtel vor uns. Nicole nutzt die Gelegenheit, um Vaters Auto nochmals so richtig in ein Sandloch zu parken. Doch als dann schwarzer Rauch unter der Motorhaube hervorqualmt, machen ihre Nerven nicht mehr mit. Sie setzt sich in den Sand. Dann ein Knall und noch mehr Rauch. Nun heisst es handeln. Chrigi öffnet die Motorhaube und gemeinsam werfen die Umstehenden von Hand Sand über die qualmenden Stellen. Was ist passiert? Ja, kleine Ursache - grosse Wirkung. Eine der beiden Batterien ist nicht richtig befestigt und mit dem Pluspol gegen den Behälter der Servolenkung gerutscht, wodurch sie einen Kurzschluss verursacht hat. Da keine Sicherung dazwischen geschaltet war, gerieten die Kabel in Brand und die Batterie hat sich dermassen erhitzt, bis sie zerplatzte. Alles nur halb so schlimm. Nachdem die defekte Batterie entfernt ist, schliesst André die zweite Batterie (LandCruiser haben ab Werk zwei Batterien) direkt an und die Reise kann weitergehen. Noch einmal Glück gehabt!

Bis Ksar Ghilane ist es nur noch ein Katzensprung, wäre da nicht die Rallye gewesen. Plötzlich werden wir von einem Helikopter forsch zur Seite gedrängt und schon nähern sich von hinten Rallyefahrzeuge (schon wieder die!) in horrendem Tempo, pilotiert von irgendwelchen nicht gerade rücksichtsvollen Möchtegernrennfahrern. Immerhin befinden wir uns auf einer offiziellen Strasse und nirgends ist nur der geringste Hinweis, geschweige denn eine Absperrung vorhanden, welche vor der gefährlichen Situation gewarnt hätte!!! Rücksicht nehmen auf "normale Fahrer", einheimische Familien mit Kindern (zu Fuss) oder die vielen weidenden Tiere ist wohl ein Fremdwort für diese Vollgaspiloten und Veranstalter.

In Ksar Ghilane haben wir dann genügend Zeit uns bei einem warmen Bad im Teich zu beruhigen. Als dann aber die Pistenrowdies (ohhh, schon wieder die!) einfahren, verziehen wir uns in den Garten von Abdullah, wo wir einen genussvollen Ferientag nach unserem Gusto in Ruhe und unter Palmen verbringen. Im nahe gelegenen Hotel spendiert Heiner dann noch allen eine Runde. Es ist schon herrlich, im klimatisierten Lokal genüsslich ein Glas kühlen Rosé die trockene Kehle hinuntergleiten zu lassen. Herzlichen Dank Heiner.

Es wird einfach alles geboten auf dieser Reise - Regula hat anscheinend alle Register gezogen: Gegen Abend kommt ein kleiner Sandsturm auf. Die ganze Nacht windet es heftig. In der Oase sind wir aber gut geschützt und wir merken kaum etwas davon. Am Morgen ist die Luft stark mit Sand gefüllt, so dass die Sonne nicht voll zum Vorschein kommt. Die Stimmung ist wie bei uns im Nebel - nur viel wärmer und trockener. Die Fahrt ostwärts in Richtung Chenini ist beinahe etwas abenteuerlich. Jöl fährt heute mit dem Motorrad, obwohl er vermutlich lieber im staubfreien Auto mitgefahren wäre.
Die Landschaft durch das sanfte Gebirge ist abwechslungsreich und gefällt uns sehr gut. Auf dem frisch präparierten Pistchen (es ist inbesserem Zustand als manche unserer Autobahnen) erreichen wir rasch und bequem die Ostseite des Höhenzuges und dort hat es dann keinen Sand mehr in der Luft. Wir fahren nordwärts bis Beni Khedache, wo sich in der Nähe an erhöhter Lage über dem Dorf ein schöner Ksar mit unterirdischer Oelmühle und einer kleinen Moschee befindet. Ein emsiger „Schnorrer" kann uns das neu errichtete Restaurant seines Bekannten mit Campingmöglichkeit und sauberen WC-Anlagen schmackhaft machen. Wir beschliessen dort zu bleiben. Es ist herrlich dort im Schatten der Dattelpalmen. Reni, André, Michi, Regula und ich nehmen das Nachtessen im Restaurant ein. Es gibt Cous-Cous - es schmeckt gut. Den Cafe+ nehmen wir dann aber bei unseren Reisegefährten im Palmengarten ein.

Am anderen Tag trennen wir uns in zwei Gruppen auf. Während wir über Matmata nordwärts fahren, fahren Louis und die beiden Landrover auf direktem Weg ins Hotel. Für uns folgt zudem eine Nacht am Meer - ganz friedlich und an Wind geschützter Stelle. Als Bewacher gesellen sich zwei streunende Hunde zu uns. Was hartes Brot, ein wenig Milch und einige Streicheleinheiten so alles bewirken können...

Heute fahren wir (noch) später los als sonst. Dem Meer entlang gelangen wir auf einem kleinen Pistchen bis Hammamet. Dort geniessen André und Regi ein Bad im Mittelmeer (uns ist es zu kalt) und genüsslich sitzen wir an der Sonne und relaxen. Erst am späteren Nachmittag checken wir im Hotel ein.

Es ist ein ganz spezielles Hotel, ein Märchenschloss. Der Hotelaufenthalt samt Nachtessen inkl. Getränke und reichhaltigem Frühstücksbuffet wir aus der Sahara-Team-Kasse bezahlt.

Am Freitagmorgen statten wir der alten Medina in Hammamet einen kurzen Besuch ab und dann geht's ab auf die Fähre. Die Ueberfahrt ist wieder angenehm, Essen und Wein (alles inbegriffen) schmecken vorzüglich.
Und viel zu schnell sind die Ferien vorbei. Am Samstagabend sind wir alle wohlbehalten wieder zu Hause.
Ein ganz herzliches Dankeschön geht an Regula für die - einmal mehr - perfekte Organisation. Weiter möchten wir uns aber auch bei den Wüstenkameraden bedanken für die angenehme Zeit, die guten Gespräche, die spannenden Momente, die stets gute Laune, den nie versiegenden Humor... Wir waren stets ein Super-Team. Es hat  richtig Spass gemacht.

Herzliche Grüsse                                                            Text: Isi&Chrigi, Fotos: Chrigi
Isi und Chrigi

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